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Ein herzliches Verhältnis bestand zwischen dem Könige und Zieten.  Einst schlummerte der alte Held an der königlichen Tafel ein; als aber die Höflinge ihn wecken wollten, sprach der König: „Laßt ihn schlafen!  Er hat oft genug für uns gewacht.“

Noch ein Jahr vor seinem Tode erschien der greise Zieten mit den übrigen Generalen bei der Parole im Schloß.  Der König reichte ihm die Hand, bedauerte, daß er die Treppen habe heraufsteigen müssen, und fragte ihn nach seiner Gesundheit.  Zieten erwiderte: „Die ist gut; aber ich fühle doch, daß die Kräfte schwinden.“ — „Das stehen muß ihm schwer fallen,“ sprach der König, „geschwind einen Sessel für Vater Zieten!“  Als der alte Held sich durchaus nicht setzen wollte, während sein König sich mühsam auf seinen Krückstock stützte, erklärte Friedrich bestimmt: „Setz´ Er sich alter Vater, sonst gehe ich!  Ich will ihm durchaus nicht lästig werden.“

Die alten Kriegskameraden durften sich dem Könige gegenüber auch wohl ein freies Wort erlauben.  Als der König einst den französishen Witz sehr rühmte, sprach General von Lettow: „Wir haben viel bessere Witze als die Franzosen,“ und als der König das nicht zugeben wollte, fuhr der General fort: „Da ist zuerst Mollwitz, wo Eure Majestät die erste Bataille gewann.  Ferner haben wir Bunzelwitz, wo Eure Majestät so sicher saßen wie im Abrahams Schoß.  Dort sitz mein Freund Prittwitz, der Eure Majestät bei Kunersdorf das Leben rettete, und hier Lestwitz, der mit seinen Grenadieren stets den Nagel auf den Kopf getroffen hat.  Das sind preußische Witze; mit den französischen kann man keinen Hund vom Ofen locken.“
Der König verstand ihn und sagte: „Er hat recht, lieber Lettow!“.

Unser Preußen, S. 155